Tierklinik Düsseldorf
Heimtiere
Als Heimtiere kommen fast alle in Größe und Verhaltensweisen zur Haltung in der Wohnung geeigneten Arten in Frage. Meist handelt es sich um Säugetiere, aber auch viele Vögel-, Reptilien-, Amphibien- und Fischarten sowie diverse Wirbellose werden als Heimtiere gehalten.
Kaninchen, Meerschweinchen und andere kleine Nagetiere sind Pflanzenfresser, die häufig und in kleinen Mengen, bis zu ca. 80- mal am Tag, fressen. Der Weitertransport des Mageninhalts ist nur durch erneute Futteraufnahme möglich, da der Magen einhöhlig ist und nur eine dünne Muskelschicht aufweist. Dementsprechend finden ein kontinuierliches Absetzen von Kot sowie ein meist nächtliches Absetzen von Blinddarmkot statt. Dieser spezielle Weichkot wird von den Tieren direkt vom Enddarm abgenommen und unzerkaut geschluckt. Blinddarmkot besteht aus Bakterien, Mukoproteinen und Vitaminen. Auf diese Weise sind diese Tierarten in der Lage, aus zellulosereichen Futtermitteln, die keinerlei sonstige Inhaltsstoffe wie Proteine, Fette, Kohlenhydrate oder Vitamine beinhalten müssen, alle für sie notwendigen Nährstoffe selbst zu synthetisieren. Das Meerschweinchen ist lediglich auf die Zufuhr von Vitamin C angewiesen, welches reichlich vorhanden ist in frischem Obst wie z.B. Erdbeeren, Paprika und Tomaten.
Grundsätzlich sollte Wasser in einer Schale, oder besser in einer Nippelflasche täglich frisch zur Verfügung stehen. Die Hauptnahrungsquelle sollte strukturierte Rohfaser in Form von frischem Heu oder Stroh sein. Frisches Grün- und Naßfutter sollte täglich angeboten werden. Wichtig ist eine gute Qualität. Gute geeignet sind beispielsweise als Gemüsesorten Chicoree, Eisbergsalat, Endiviensalat, Feldsalat, Gurke oder Tomaten. Als Obstsorten eignen sich gut Äpfel, Birnen Erdbeeren oder Trauben. Als Nagematerial sollten Zweige von Obstbäumen angeboten werden.
Das in Geschäften angebotene Fertigfutter ist häufig zu weich, um die Zähne abzunutzen und enthält zu viel Energie. So wird in kurzer Zeit schnell Futter aufgenommen, so dass sich die Tiere den Rest des Tages langweilen. Auch werden die Zähne zu wenig abgerieben, so dass die Entstehung von Zahnproblemen gefördert wird.
RHD, Rabbit Haemorrhagic Disease, Chinaseuche
Beim RHD-Virus handelt es sich um ein Virus, das sehr langlebig ist und eine hohe Überlebenszeit in der Umwelt aufweist selbst bei extremen Witterungsverhältnissen. Es wird sowohl über Speichel, Urin und Kot als so genannte Tröpfcheninfektion von Tier zu Tier als auch über belebte Vektoren wie Stechmücken, Flöhe, Milben, Zecken und Läuse als auch über unbelebte Vektoren wie verseuchtes Grünfutter übertragen. Die meisten Fälle von RHD werden in den Monaten Mai bis Oktober beobachtet, jedoch ist eine Erkrankung in den übrigen Monaten ebenfalls möglich. Die Inkubationszeit beträgt 1 bis 3 Tage. Für den Tierhalter ergibt sich in den meisten Fällen ein plötzliches Krankheitsbild (erschwerter Atmung, Fressunlust, Apathie) oder das Auffinden eines toten Tieres am Morgen. Die Tiere verenden nach 2 bis 3 Tagen unter Erstickungskrämpfen mit Blutaustritt aus der Nase.
Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, die Kaninchen, außer durch allgemeine Hygienemaßnahmen, durch die RHD-Schutzimpfung zu schützen. Jungtiere können erstmals im Alter von 4 bis 6 Wochen mit einer Wiederholungsimpfung nach 3 – 4 Wochen geimpft werden. Die Impfung ist jährlich aufzufrischen. Erwachsene Tiere können durch eine einmalige Injektion mit dem Impfstoff geschützt werden. Die Impfung ist ebenfalls jährlich aufzufrischen.
RHD ist eine kaninchen- und hasenspezifische Viruserkrankung, die nicht auf andere Tierarten oder den Menschen übertragbar ist.
Myxomatose
Die Myxomatose wird durch ein Pockenverwandtes Virus ausgelöst. Die hoch ansteckende Krankheit nahm ihren Ursprung in Südamerika und verbreitete sich erst nach 1950 in Europa. Seither führt sie immer wieder zu seuchenhaftem Kaninchensterben. Wenn man im Sommer in der Dämmerung durch Parkanlagen spazieren geht, sind die erkrankten Wildkaninchen häufig auf den Wiesen zu sehen. Typisch sind zugeschwollene Augenlider und das Anschwellen des gesamten Kopfes, so dass dieser wie ein Löwenkopf aussieht.
Übertragen wird das Virus durch Stechmücken und Flöhe. Diese nehmen den Erreger mit der Blutmahlzeit infizierter Tiere auf und übertragen ihn beim Stechen auf das nächste Kaninchen. Da Mücken auch in unseren Wohnungen anzutreffen sind, ist es durchaus möglich, dass auch ein nur im Haus gehaltenes Kaninchen angesteckt werden kann. Außerdem ist die direkte Übertragung durch Beschnuppern oder durch mit dem Erreger behaftete Gegenstände oder Futter möglich.
Die Erkrankung äußert sich erstmals 5-10 Tage nach der Infektion. Zunächst scheinen die betroffenen Tiere nur lichtempfindlich zu sein. Sie zeigen eine eitrige Bindehautentzündung. Im weiteren Krankheitsverlauf bildet sich der „Löwenkopf“: Schwellung der Nase, der Augen- und Ohrumgebung und der Lippen sowie von After und Scheide bzw. Hoden. Später kommt es in Zusammenhang mit einem sich entwickelnden eitrigen Schnupfen zu Atemnot. Die betroffenen Kaninchen wollen nicht mehr fressen und werden somit schwächer. Bei einem weniger dramatischen Krankheitsverlauf, den ein Teil der betroffenen Kaninchen überlebt, können sich anstelle der Schwellungen kleine Knötchen in der Haut bilden.
Eine Impfung kann ab der 6. Lebenswoche bei unseren Hauskaninchen durchgeführt werden. Der Impfschutz ist ab der 3. Woche nach der Impfung belastbar und hält 6 Monate an. Aus diesem Grund empfiehlt es sich zweimal jährlich zu Impfen. Da die Impfung oft mit einem abgeschwächten Pocken-Virus und nicht mit dem Myxomatose-Erreger selbst erfolgt, bildet sich an der Impfstelle meist eine vorübergehende Schwellung.
Staupe
Das Staupevirus ist ein Morbilivirus und gehört zur Gruppe der Paramyxoviren. Es kommt weltweit vor. Staupeinfektionen befallen Fleischfresser wie Hunde, Frettchen, Marder, Skunks, Robben, Wölfe und Füchse. Die Staupeviren werden von infizierten Tieren mit allen Körperflüssigkeiten ausgeschieden, so dass eine Übertragung von Tier zu Tier, aber auch durch den Menschen als Vektor möglich ist. Somit sind auch in der Wohnung gehaltene Frettchen nicht vor einer Ansteckung geschützt.
Die Symptome sind vielfältig, da es verschiedene Formen der Staupe gibt. Häufig ist das Frettchen schlapp, frisst wenig und hat Fieber. Es kommt zu wässrigem Nasen- und Augenausfluss, der schnell eitrig werden kann. Am Kinn, im Bereich des Anus und in der Leistengegend treten wunde Stellen auf. Je nach Form der Staupe kommt es dann zu wässrigem Durchfall und Erbrechen, zu Atemproblemen mit Husten und Schnupfen in Folge einer Lungenentzündung oder zu Nerven- und Gehirnschädigungen, die sich durch Speicheln, Krämpfe, Anfälle, Bewegungs- und Sensibilitätsstörungen zeigen. Todesfälle sind häufig.
Die erste Impfung von Welpen gegen Staupe sollte in der 8. bis 10. Lebenswoche stattfinden und nach 4 Wochen wiederholt werden. Die Grundimmunisierung ist mit einer dritten Impfung nach einem Jahr abgeschlossen. Die Wiederholungsimpfungen finden jährlich statt.
Tollwut
Tollwut wird durch eine Infektion mit Rhabdoviren verursacht und verläuft fast immer tödlich. Durch die flächendeckende Köderimpfung der Fuchspopulation konnte die Wildtollwut erfolgreich bekämpft werden, so dass Deutschland heute als tollwutfrei gilt. Leider ist jederzeit aus bestimmten Teilen der Welt eine Wiedereinschleppung möglich. Sollte sich jedoch ein Frettchen mit Tollwut infizieren, muss es getötet werden, da eine Infektionsgefahr für Menschen besteht. Eine Behandlung von verdächtigen, nicht geimpften Tieren ist verboten. Das Virus ruft eine meist tödlich verlaufende Gehirnentzündung hervor. Es wird mit dem Speichel eines erkrankten Tieres übertragen. Dann verbreitet sich das Virus über die Nervenfasern bis in das Rückenmark und gelangt von dort aus ins Gehirn. Im Gehirn ruft das Tollwutvirus eine Entzündung hervor, die dazu führt, dass das Frettchen die tollwuttypischen Symptome zeigt. Je nach Form sind dies: abnormes Verhalten, unmotiviertes Beißen, Lähmungen, Krämpfe und Schluckbeschwerden.
Nach EU-Rechtsprechung müssen Frettchen, die mit ins Ausland verreisen, einen EU-Heimtierausweis bekommen, gegen Tollwut geimpft und per Mikrochip gekennzeichnet sein. Zudem ist die Tollwut-Impfung bei Frettchen mit jagdlichem Einsatz sinnvoll.
Die erste Impfung von Welpen sollte in der 12. Lebenswoche stattfinden und nach 4 Wochen wiederholt werden. Die Grundimmunisierung ist nach einer erneuten Impfung nach einem Jahr abgeschlossen. Grundimmunisierte Tiere sollten einmal jährlich eine Wiederholungsimpfung erhalten.
Alle Nagetiere, sowie Kaninchen und Hasen besitzen wurzeloffene Schneidezähne, die lebenslang nachwachsen. Bei Kaninchen, Hase, Meerschweinchen und Chinchilla wachsen auch die Backenzähne lebenslang nach; dagegen besitzen die Backenzähne von Hamster, Maus und Ratte Wurzeln ein abgeschlossenes Längenwachstum. Daher ist es wichtig, dass eine regelmäßige Abnutzung der Zähne durch das intensive Mahlen grobstrukturierter Rohfaser stattfindet, wichtig ist dabei sowohl die Konsistenz der Nahrung als auch die Dauer der Futteraufnahme.
Wenn das Gleichgewicht zwischen Zahnwachstum und Zahnabrieb gestört ist, kommt es zu Problemen bei der Futteraufnahme. Die Zahnproduktion der nachwachsenden Zähne bei Meerschweinchen oder Kaninchen liegt bei etwa 1 – 3 mm pro Woche. Wenn der Abrieb dieser nachwachsenden Zähne in einem Ungleichgewicht zu ihrer Produktion steht, kann es zu Problemen im Gebiss kommen. Das ist der Grund, warum Fütterungsfehler, durch die keine gleichmäßige und stetige Abnutzung der nachwachsenden Zähne gewährleistet wird, die häufigste Ursache für Zahn- oder Kiefererkrankungen bei unseren Heimtieren sind.
Die Folgen sind häufig Fehlstellungen im Bereich der Backenzähne, da es durch den permanent erhöhten Druck zu Lageabweichungen kommen kann. Auch bilden sich Zahnspitzen, die im Oberkiefer nach Außen zur Backenseite hin und im Unterkiefer nach Innen zur Zunge hin wachsen und zu Verletzungen führen können. Andere Folgen sind beispielsweise Vergrößerungen des Augapfels, Verlegungen des Tränennasenkanales sowie Abszeßbildungen.